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AutorenbildPeter Wißmann

Böse Kinder

Sieben, sage ich leise. Noch siebenmal in einem weiten Bogen um meinen Hund herumwandern, dann habe ich unser tägliches Soll geschafft. Die Zeit, die ich für fünfzig größere oder kleinere Umkreisungen benötige, schenke ich Arco jeden Morgen für seinen liebsten Zeitvertreib: das Graben wadentiefer Löcher in den Sand des Flussufers. Er buddelt, ich ziehe Kreise.

Auf der anderen Flussseite tragen die Bergkuppen noch eine Schneehaube, doch der Himmel darüber verspricht einen schönen Frühlingstag. Ich bleibe stehen, schließe die Augen, halte mein Gesicht in die Sonne und fühle das Prickeln ihrer Wärme auf der Haut. Heute dürfen es gern auch einmal sechzig Runden werden.

Dann bemerke ich die beiden Kinder, ein Junge und ein Mädchen, er vielleicht zehn Jahre alt, sie ein wenig älter. Sie können noch nicht lange hier sein, das wäre mir aufgefallen. Das Mädchen sitzt in der Hocke und türmt Kieselsteine zu einem Haufen auf, während der Junge mit einem Ast Kreise um die entstehende Steinburg zieht. Arco schenkt den beiden keine Beachtung, nur wenige Meter von ihnen entfernt, erschafft er im Sand eine bizarre Kraterwelt. Die Kinder sind vollständig in ihre Beschäftigung vertieft, sie schauen nicht einmal auf, als ich nah an ihnen vorübergehe, und als ich mich nach wenigen Metern zu ihnen umdrehe, sind sie ein Stück näher an den konzentriert arbeitenden Hund herangerückt und lassen Sand durch ihre Hände rieseln.   

Das ist ein komischer Mann, findest du nicht, höre ich den Jungen sagen...

 

Ja, sagt das Mädchen und wirft einen schnellen Blick in meine Richtung.

Wirklich echt komisch der Mann. Die Stimme des Jungen will nicht recht zu ihm passen, sie klingt fast erwachsen.

Komischer Mann. Erst jetzt begreife ich, dass damit ich gemeint bin. Was ist an mir komisch? Ich zucke mit den Schultern und beginne eine neue Runde zu drehen. Die Kinder haben ihre Köpfe eng zusammengesteckt und halten den Blick auf den Boden gerichtet.

Das ist sicher ein böser Mann, ich habe Angst vor ihm, sagt das Mädchen. Sie spricht eine Spur lauter als vorher, offensichtlich soll ich hören, was sie sagt.

Ja, ein böser Mann, bestätigt der Junge.

Ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen oder den Blick zu heben, ruft er etwas in meine Richtung. Ich schaue ihn fragend an und sage nichts.

Warum bist du böse, du ignorierst uns, sagt er. Das gehört sich nicht.

Wie altklug das klingt!

Ja, das gehört sich nicht, sagt nun auch das Mädchen, ohne den Blick zu heben.

Normalerweise habe ich einen guten Draht zu Kindern. Durch den Hund komme ich automatisch mit vielen Kindern in Kontakt, lasse sie Arcos Fell streicheln und beantworte ihre Fragen. Die Nachmittage mit meinen Enkeln genieße ich und anders als manche unserer Nachbarn stört mich der Lärm spielender Kinder in unserer Straße nur selten. Aber der Junge und das Mädchen hier am Flussufer sind mir unangenehm.

Sie wollen mich provozieren, soweit habe ich schon begriffen. Vermutlich bin ich Gegenstand einer Wette: Wie lange braucht es, bis dieser Alte aus seiner Haut fährt.  Das Beste wird sein, sie zu ignorieren, irgendwann werden sie schon merken, dass ihre Spielchen bei mir nicht ankommen.

Warum redest du nicht mit uns, hörst du, warum redest du nicht mit uns? Das ist ungehörig!

Ich runzle die Stirn. Welches Kind, bitte schön, sagt: ungehörig!

Ich schaue zur Böschung, die zur Promenade hochführt. Hält sich dort im Gebüsch etwa ein Erwachsener versteckt, der uns beobachtet und den Kindern heimlich Zeichen und Anweisungen gibt? Ich entdecke niemanden. Nur die beiden Kinder, sowie Arco und ich, sind an diesem Morgen am Flussufer.

Papa hat gesagt, wir sollen uns vor bösen Männern in Acht nehmen, sagt das Mädchen.

Weißt du was, sagt der Junge und schaut das Mädchen an, wir können auch zur Polizei gehen und sagen, dass der Mann böse ist. Wir sind Kinder, uns glauben sie. Er ist nur ein Mann.

Arco, rufe ich den Hund, doch der zeigt nicht die geringste Bereitschaft, von seiner Arbeit abzulassen. Also gehe ich zu ihm hin und lege ihn an die Leine. Es bedarf einiges Schimpfens und Zerrens, bis Arco sich in Bewegung setzt. Die Kinder springen auf und versuchen mir den Weg zu verstellen.

Du bist ein böser Mann, wir werden das der Polizei sagen, rufen sie. Wir sagen, dass du böse zu uns warst.

Wortlos ziehe ich den sich sträubenden Hund hinter mir her und schlage den schmalen Pfad ein, der am Fluss entlang in die Innenstadt führt. Ich habe keine Lust, mich von Kindern bedrängen zu lassen, die auf Provokation aus sind. Schon gar nicht von solchen, die zu wissen scheinen, welche Mittel man dafür einsetzen kann. Mittel, die Kinder eigentlich nicht kennen sollten.

Du bist böse zu deinem Hund, das sagen wir auch der Polizei, ruft der Junge mir nach.

Während ich weitergehe, beginne ich mit einer Hand meine Magengrube zu massieren. War dieses Ziehen schon länger da? Bisher hatte ich es noch nicht bemerkt.

Hinter der Flussbiegung, wo sich der Pfad verbreitert, stoße ich auf einen mannsbreiten Felsblock, der von der Vormittagssonne in gleißendes Licht getaucht wird. Ich streife das T-Shirt über den Kopf, lege mich mit entblößtem Rücken auf die glatte Felsfläche und schließe die Augen. Sofort fließt die im Stein gespeicherte Wärme in meinen Körper. Das beruhigt mich. Um Arco muss ich mir keine Gedanken machen. Ich höre deutlich sein Hecheln und das Geräusch, wenn er mit den Vorderläufen Sand aus der Tiefe an die Oberfläche schleudert. 

Platsch!, macht es auf meiner Wange. Dummer Hund!, fluche ich. Wieder trifft mich etwas Klumpiges im Gesicht. Im Aufspringen entdecke ich zwei im Gebüsch duckende Gestalten. Es sind die beiden Kinder, sie lachen und werfen kleine Erdbrocken in meine Richtung.

Arco, rufe ich, komm! Ich springe vorsichtig vom Felsblock und laufe los. Der Hund muss glauben, dass ich ihn zu einem Spiel einlade, laut bellend jagt er mir und den fliehenden Kindern nach. Als er das Mädchen erreicht, schlägt das die Hände vors Gesicht und beginnt laut zu schluchzen.

Ich habe doch gar nichts getan, das war doch mein Bruder.

Arco umtänzelt das Mädchen freundlich und ist enttäuscht, weil es keinen Stein wirft, so wie er es von mir gewöhnt ist.

Helfen Sie mir bitte, der Mann ist böse auf uns, dabei haben wir nichts getan.

Es ist die Stimme des Jungen, der jetzt oberhalb der Böschung auf der Promenade steht und einen vorübergehenden Mann anspricht. Der Mann starrt misstrauisch zu mir herunter. Ein paar Meter entfernt entsorgt eine ältere Frau den Kot ihres kleinen Hundes, so langsam, dass das Bemühen, ihre Neugier zu verbergen, kaum zu übersehen ist. Soll ich zu den beiden hinaufgehen und mit ihnen sprechen, bevor Missverständnisse entstehen? Mit freiem Oberkörper ist das vielleicht keine gute Idee.

Kinder können ziemlich frech sein, rufe ich in Richtung des Mannes und der älteren Frau und schüttle missbilligend den Kopf. Als der Mann sich abwendet und seinen Weg fortsetzt, hat auch die Frau keinen Grund mehr zu bleiben und entfernt sich mit ihrem Hündchen in die entgegengesetzte Richtung. Der Junge hat längst das Weite gesucht und auch das Mädchen ist verschwunden. Ich kehre zum Felsblock zurück und streife das T-Shirt über. Dann schlage ich den Weg nach Hause ein. Arco scheint es auch zu reichen, er trottet friedlich neben mir her.

Während des Rückwegs geht mir der Vorfall am Fluss nicht aus dem Kopf. Das Ziehen in der Magengrube ist immer noch da. Vor unserem Haus begegnet mir der junge Vater von nebenan mit seinem kleinen Sohn. Ich nicke ihnen flüchtig zu und verschwinde mit Arco schnell in unser Haus. Der Junge wundert sich vermutlich darüber, dass er heute nicht den Hund streicheln darf und ich nicht einmal ein Wort für ihn übrighabe.

Abends am Küchentisch fragt mich meine Frau: Ist heute irgendetwas mit dir?

Erschrocken schaue ich von meinem Teller auf und schüttle den Kopf. Aber ihrem Blick sehe ich an, dass sie mir nicht glaubt. Strenggenommen ist auch nichts geschehen. Zwei Kinder haben sich unverschämt verhalten, mehr nicht.

Wollen wir heute Abend einen Film schauen?, frage ich meine Frau.

Am nächsten Tag ist alles vergessen. Auch in den Tagen darauf geschieht nichts Besonderes. Mit Arco gehe ich jetzt täglich zu einer weiter entfernten Stelle am Flussufer, ich habe sie kürzlich zufällig entdeckt. Dem Hund ist es gleich, wo er seine Löcher schaufelt. Heute verlassen wir das Haus etwas später als sonst, ich habe verschlafen. Der Morgenhimmel gibt leider nicht preis, ob es einen blau beschwingten oder einen grau verregneten Tag geben wird. Ich zucke mit den Schultern und ziehe mit dem Hund los. Als wir unsere neue Spielstätte am Flussufer erreichen, schiebt sich von Westen eine tiefdunkle Wolkenbank heran. Misstrauisch beobachte ich sie und versuche, ihre Geschwindigkeit einzuschätzen. Wenn wir sofort loslaufen, müssten wir eine realistische Chance haben, unser Zuhause trockenen Fußes zu erreichen. Die Wolken scheinen auch Arco zu beunruhigen, er leistet keinen Widerstand, als ich ihn vom Sandstreifen fortziehe. Es macht ihm Spaß, neben mir herzujagen. Statt der Promenade neben dem Fluss zu folgen, wähle ich die Abkürzung durch eine Häusersiedlung, die ich bisher nur aus der Ferne kenne. In einem der tristen Neubaublocks bleibt Arco so plötzlich stehen, dass mir die Hundeleine beinahe aus der Hand entgleitet. In aller Ruhe versieht der Hund eine alleinstehende Sitzbank mit seiner Duftmarke.

Da bist du ja, höre ich jemanden sagen. Lange nicht gesehen.

Ich erkenne die Stimme sofort wieder. Im Hauseingang hinter mir sitzt der Junge vom Flussufer.

Wie geht es dir? Passt alles?, fragt er. Und deinen lieben Hund hast du auch dabei. Wie heißt er noch? Arco, wenn ich mich nicht irre, oder?

Ich schaue den Jungen an, ohne ihm zu antworten. Wenn ich mich nicht irre! Spricht so ein Kind? Das Magenziehen meldet sich schlagartig zurück, an den Tagen zuvor hatte ich es nicht mehr gespürt. Ich verziehe das Gesicht.

Oh, geht es dir nicht gut?  Der Junge springt auf und legt mir eine Hand auf den Unterarm.

Bist du vielleicht böse gewesen und hast jetzt Schmerzen?

Es klingt, als würde ein Vater mit seinem unartigen Kind sprechen. Doch dieser Vater hier ist kein erwachsener Mann, sondern ein kleiner Junge, der mich herausfordernd anstarrt.  Etwas zu heftig schüttle ich die Hand von meiner Schulter ab.  

Arco, wir müssen weiter, der Regen wird uns gleich einholen, sage ich und setze mich mit dem Hund in schnellem Tempo in Bewegung. Ich habe nicht vor, den Jungen mit meiner Aufmerksamkeit für sein merkwürdiges Verhalten zu belohnen. Ich möchte auch nicht von anderen Menschen mit ihm gesehen werden. Der Gedanke daran ist mir unangenehm. Nach wenigen Metern drossle ich meine Geschwindigkeit und verfalle in einen zügigen, aber nicht gehetzt wirkenden Gang. Ich werde mich doch nicht vor einem kleinen Kind lächerlich machen. Mit Sicherheit beobachtet der Junge mich in diesem Moment.    

Der nächste Tag ist ein Samstag und meine Frau schickt mich zum Einkauf in den Supermarkt. Der Hund bleibt zu Hause. Als ich in die Straße einbiege, an deren Ende der Einkaufsmarkt liegt, sehe ich eine Frau mit zwei Kindern an der Hand auf mich zukommen. Anfangs ist es nur eine Ahnung, doch als uns nur noch wenige Meter trennen, erkenne ich den Jungen und das Mädchen vom Flussufer. Ohne dass es wie eine Flucht wirken würde, ist es für ein Ausweichen jetzt zu spät. Zwei Meter vor mir bleibt der Junge abrupt stehen und richtet den Finger auf mich.

Das ist doch der Mann mit dem Hund, sagt er.

Ja, den kennen wir doch vom Fluss, bestätigt das Mädchen.

Ich schaue die Frau an und grüße freundlich.

Der hat so komisch geschaut, sagt das Mädchen. Richtig gruselig war das.

Jetzt beginnt die Frau, mein Gesicht aufmerksam zu mustern. Mir fällt nichts Besseres ein, als zu lächeln.

Kinder, lasst gut sein, sagt die Frau schließlich. Wir müssen nach Hause gehen, Papa wartet sicher schon auf uns.

Ihr Blick ist dabei misstrauisch auf mich gerichtet.

Ich hatte richtig Angst, sagt das Mädchen und stößt ihren Bruder mit der Hand an. Den Mund des Jungen umspielt die Andeutung eines Lächelns. Das ist echt komisch gewesen, am Fluss, sagt er. Wie der Mann geschaut hat!

Auf der Stirn der Mutter bildet sich eine senkrechte Falte. Doch statt etwas zu sagen, greift sie die Kinder energisch bei der Hand und zerrt sie wortlos an mir vorbei. Als ich mich nach ihnen umschaue, streckt mir der Junge gerade die Zunge heraus. Ich atme tief durch und setze meinen Weg fort. Mein Magen meldet sich erneut mit dem lästigen Ziehen, das nichts mit Hunger zu tun hat. Ich bleibe stehen, kneife die Augen zusammen und massiere die Magengrube. Dann drehe ich mich abrupt um. Ich versuche die Frau und die Kinder einzuholen, die gerade dabei sind, eine Straßenkreuzung zu überqueren und aus meinem Blickfeld zu verschwinden drohen. Ein paar Autofahrer hupen, als ich beim Rot der Ampel über die Straße laufe. Mein Herz klopft heftig und der Atem pfeift. Jetzt bin ich an der Frau und den Kindern vorbei, drehe mich um und versperre ihnen mit meinem Körper den Weg.

Halt!, sage ich, immer noch keuchend. Da gibt es noch etwas.

Die Frau zuckt erschrocken zusammen und schaut sich wie nach Hilfe suchend um. Wer weiß, was sie in diesem Moment denkt. Die beiden Kinder blicken mich erschrocken an. Langsam beruhigt sich mein Atem.

Das war tatsächlich komisch da unten am Fluss, sage ich und richte abwechselnd einen strengen Blick auf den Jungen und auf das Mädchen. Ihr seid so jung, macht aber schon solche Dinge!

Ich schaue zu der Frau hinüber.

Wissen Sie eigentlich, was ihre Kinder tun, wenn sie allein am Fluss sind?

Die Frau starrt mich wortlos an und beginnt am Kragen ihrer Jacke zu zupfen.

Wir haben doch gar nichts getan, sagt das Mädchen.

Ich versuche noch eine Spur strenger zu schauen.

Ihr habt nichts getan? Während ich jede Silbe so langsam und deutlich wie nur möglich betone, versuche ich, eine höhnische Miene aufzusetzen. Allerdings will mir in dieser Sekunde nicht einfallen, wie ein höhnischer Gesichtsausdruck auszuschauen hat.

Woher kennt ihr nur solche Sachen, sage ich. Aus dem Internet?

Haben Ihre Kinder solche Ferkeleien aus dem Internet, wende ich mich an die Frau, die weiterhin an ihrer Jacke herumnestelt und dabei von einem auf den anderen Fuß tritt. Ich bin wahrlich nicht prüde, habe selbst Kinder, aber das, was ihre Kinder dort tun, überschreitet eine Grenze, sage ich mit lauter Stimme. Es stört mich nicht, dass ein paar Passanten stehen bleiben und versuchen, unserer Auseinandersetzung zu lauschen. Es ist mir sogar recht.

Ich habe tatsächlich überlegt, zur Polizei zu gehen, sage ich. Es war einfach widerlich!

Bis jetzt haben die beiden Kinder meinen Auftritt mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen verfolgt, ohne irgendein Wort herauszubringen. Doch nun sehe ich, wie sich die Augen des Mädchens mit Tränen füllen.

Aber was haben wir denn getan, schluchzt es.

Jetzt muss ich dranbleiben, jetzt muss ich noch einmal Feuer geben!

Ihr wisst genau, was dort am Fluss, oder soll ich sagen: im Gebüsch, los war. Ich habe alles beobachtet. Und was ich gesehen habe, habt ihr sicherlich nicht zum ersten Mal getan.

Aber …, versucht der Junge, sich einzumischen, doch ein Blick von mir genügt, um ihn zum Schweigen zu bringen.

Sie können sicherlich nichts dafür, sage ich zu der Frau, aber passen Sie auf, dass ihre Kinder nicht weiter in diesen üblen Sumpf abgleiten. Sie sind doch noch viel zu jung für so etwas. Dann nicke ich ihr zu, tätschele dem weinenden Mädchen und dem ungläubig blickenden Jungen den Kopf und gehe langsam den Weg in Richtung Supermarkt zurück.

Eine verstörte Mutter, ein weinendes Mädchen und ein sprachloser Junge. Ich bin nicht stolz auf diese Bilanz, aber immerhin hat das Ziehen im Bauch aufgehört. Nach etwa fünfzig Metern lasse ich meinen Blick noch einmal zu der kleinen Gruppe zurückkehren. Die Frau sitzt auf dem Rand eines Blumenkübels aus Beton, sie hat sich eine Zigarette angezündet, aus ihrem Mund bläst sie hastig Rauchschwaden in die Morgenluft. Auf ihrem Schoß liegt das Mädchen, sein Gesicht verbirgt es an der Schulter der Mutter. Wahrscheinlich weint es.

Zu meiner Überraschung ist der Junge nicht bei ihnen. Ich entdecke ihn einige Meter von mir entfernt auf dem Gehweg. Er steht ruhig da und beobachtet mich aufmerksam. Eine gefühlte Ewigkeit starre ich ihn mit möglichst strengem Ausdruck an. Der Junge wendet den Blick keine Sekunde von mir ab. Wie sieht ein höhnischer Gesichtsausdruck aus. Habe ich mich das nicht vor ein paar Minuten gefragt?

© Peter Wißmann

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